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twoheartsforperu

Die zweite Realität


Die zweite Realität, die wir so oft versuchen zu verdrängen.

Die, die wir so oft einfach in der hintersten Schublade unseres Kopfes vergraben, oder

über die wir schlussendlich zu wenig wissen, da wir unser Leben lang im behüteten Deutschland aufgewachsen sind, wodurch diese zweite Realität nur noch auf den flimmernden Bildschirmen existiert.

Sie erschüttert und schockiert uns, doch werden wir Sie niemals nachvollziehen können. Nie wirklich verstehen können, wie es sich anfühlt sein Zuhause, seine Familie zu verlieren. In Armut oder Kriegssituationen aufzuwachsen. Nicht zur Schule gehen zu können. Angst vor den, für uns, harmlosesten Krankheiten zuhaben, aus dem Grund sie nicht bezahlen zu können.

Wir wissen, dass Sie existiert. Dass Frauen und Männer, Kinder und Familien unter und in Ihr leiden und leben.

Doch wie real ist diese andere Realität wirklich für uns?


Für uns war Sie noch nie so klar und deutlich zu spüren und zu sehen wie bis jetzt.

Die Wellblechhütten, die auf den ersten Blick gar nicht so heruntergekommen aussehen wie erwartet, in denen jedoch 5-köpfige Familien leben und es nur selten mehr als zwei Zimmer gibt. Die offenen Feuerstellen zum Kochen, welche sich im Innenhof oder direkt vor dem Haus auf dem Gehweg befinden, oder auch die improvisierten Hühner- und Meerschweinchen Ställe, die quasi im Wohnzimmer der Bewohner stehen.

Auch dies ist nur die äußerste Fassade dieser zweiten Realität.

Der Kern sind die Menschen, die in Ihr leben. Die Kinder, die auf den ersten Blick, trotz dieser Umstände, so glücklich wirken und durch ihre Freundlichkeit einem ein Lächeln aufs Gesicht zaubern. Die, die meist mehr von ihrem geringen Besitz teilen wollen als wir.

Doch diese Maske auf den Gesichtern der Bewohner täuscht. Wenn man, so wie wir, die Möglichkeit bekommt mehr über diese Menschen zu erfahren zerfällt dieser erste Eindruck und die wirklichen Emotionen und Probleme werden deutlich.

Durch Gespräche mit mehreren Dorfbewohnern oder anderen Freiwilligen aus anderen Einsatzorten, kamen diese herzzerreißende und schockierende Wahrheiten ans Licht:


13 - 14-jährige Mütter, die noch zur Schule gehen und nicht wissen wie sie ihre Kinder groß ziehen sollen, da sie selbst noch welche sind.


Eine Mutter mit mentalen Problemen, die ihre zwei beeinträchtigten Kinder (7 und 12), bei ihren gesundheitlich eingeschränkten Großeltern lässt, die sich nicht um sie kümmern können. Die Mutter mit einem neuen Mann zusammen zieht und ihre Kinder alleine, unterernährt auf der Straße leben lässt.


Mädchen im Alter von 5 Jahren, die von ihren oft betrunkenen und arbeitslosen Vätern sexuell belästigt oder gar geschwängert werden. Es für eine Abtreibung kein Geld gibt und der Scharm oft zu groß ist um im Krankenhaus das Kind zubekommen.


Mütter mit kranken Kindern, die in Notfällen keinen Krankenwagen rufen können, da diese für den Transport Geld verlangen.


Eltern, die überredet werden müssen ihre kranke Tochter nicht sterben zu lassen, sondern Hilfe anzunehmen.


Ein krankes Kind, dem das Leben durch eine einfache Impfung gerettet werden könnte, sie diese aber nicht bekam, da die Familie es sich nicht leisten konnte.


Babys, die mit einem sogenannten "Wasserkopf" geboren werden, wogegen es eine einfache Operation gibt, welche sich die meisten Familien jedoch nicht leisten können, wodurch diese Kinder mit einer Behinderung aufwachsen müssen und für ihr leben lang eingeschränkt sind.


Ein Mädchen, das auf einer Müllkippe aufwächst. Als Jugendliche von einem Kinderheim aufgenommen wird, jedoch in der ersten Zeit der Müll vor ihr versteckt werden musste, da dieser für sie normal Essen war. Nun lebt sie dort in ihrer eigenen kleinen Welt.


Ein Baby, welches von ihrer jungen Mutter bei der Polizei abgegeben wurde, diese sie wiederum bei ihrer kranken Großmutter lassen, die sich jedoch nicht um sie kümmern konnte. Wodurch das hilflose Kind irgendwann von Ratten befallen wurde, doch zum Glück noch vor ihrem Tod von Nachbarn gefunden wurde.



Und dies sind nur ein paar von den Realitäten die wir mitbekommen oder erzählt bekommen haben. Der Unterschied, diese Realitäten erzählt zu bekommen oder zu lesen und die betroffenen Menschen in ihren Lebensbedingungen wirklich mit eigenen Augen zusehen ist immens. Deswegen weiß ich auch, dass ich durch diesen Post nicht mal ansatzweise die Emotionen vermitteln konnte die wir empfinden, doch hoffen wir trotzdem, dass wir den ein oder anderen zum Nachdenken gebracht haben.

Auch für uns ist es immer noch schwer zu verstehen, dass "unsere" Realität von zuhause und diese zweite Realität hier traurigerweise in der ein und derselben Welt existieren.













81 Ansichten2 Kommentare

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2 Comments


vopper.schoettler
Nov 24, 2019

Ein sehr informativer, aber vor allem bewegender Beitrag, der ans Herz geht und aufrüttelt, wenn nicht sogar zur Eigeninitiative inspiriert. Das ist es wohl, was Freiwilligenarbeit bewirkt, nicht nur das man Einblicke in andere Realitäten bekommt, den Horizont erweitert, sondern im besten Fall auch zu Rückschlüssen führt, die einen zum Nachdenken bringen. Nachdenken darüber was für ein unverschämtes Glück wir haben in einem Land wie Deutschland zu leben, in dieser Zeit zu leben und einer Gesellschaftsform, die eine solche Erfahrung möglich macht. Vielleicht auch darüber, dass wir nicht nur in einer Klimakrise, sondern auch in einer Gerechtigkeitskrise stecken und das nicht nur in Peru, sondern weltweit. Menschenrechte sind nun mal universal oder es sind keine. Ein sehr informativer, aber vor…

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u.schoettler
Nov 24, 2019

Beim Frühstück lese ich euren Artkel und dann schmeckt es mir auf einmal nicht mehr. Gut, dass ihr die 2. Realität so plastisch beschreibt. Denn hier im bequemen Wohlstands- Deutschland vergisst man schnell die anderen Welten. Seid weiter enthusiastisch bei eurem Unternehmen und passt auf euch auf❤

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